Kathrin Adamski, 12.03.2017
Warum „nichts sagen“- vor allem in kritischen Kommunikationssituationen - mehr sagt als man sagen will, zeigt der Landtagsabgeordnete Klaus Kaiser von der CDU in einem „Dialog“ mit einem Journalisten.
Report Mainz vom 7.3.2017. Es geht im Bericht um mögliche verfassungswidrige Zulagen von Abgeordneten. Der Bericht beginnt ungewöhnlich. Gleich das erste Bild zeigt, wie der Report Mainz Redakteur mit dem Mikrofon in der Hand den CDU Landtagsabgeordneten Klaus Kaiser anspricht. „Hallo Herr Kaiser, mein Name ist Achim Reinhardt von Report Mainz...“ Netter Tonfall, freundliche Ansprache - der Abgeordnete Kaiser wendet sich lächelnd dem Reporter zu, wittert sichtlich die Chance, ein Statement abzugeben. Doch dann kommt, womit Herr Kaiser nicht gerechnet hat: „… ich hätte nochmal eine Frage zu den Fraktionszulagen. Sie kriegen ja eine Zulage von der Fraktion, in welcher Höhe denn?“ Schon während der Frage klappt dem Abgeordneten die Kinnlade herunter und er dreht sich weg, den Rücken zur Kamera, während der Reporter freundlich, aber bestimmt weiterfragt: „Warum wollen Sie das denn nicht sagen, wie hoch die Höhe ist?“. Herr Kaiser schweigt und beginnt, sich mit einem Parteikollegen zu unterhalten.
Schnitt. Der Beitrag läuft weiter. Klaus Kaiser wird portraitiert, sein monatliches Einkommen dargestellt und erwähnt, dass er außerdem Zuzahlungen erhält, über die er sich nicht äußern will.
Schnitt: Klaus Kaiser versucht, den lästigen Reporter los zu werden, beendet das Gespräch mit dem Parteikollegen und will flüchten. Doch Reporter Achim Reinhardt folgt ihm. „Nochmal die Frage, Herr Kaiser, nach Ihrer Funktionszulage, wie hoch ist die denn?“. Jetzt dreht sich Klaus Kaiser wütend um und schreit den Redakteur an und zeigt drohend Richtung Linse: „Machen Sie das Ding aus!“ Die Szene läuft weiter. Man sieht Klaus Kaiser mit bösem Blick weiterlaufen. Der Sprecher des Beitrags kommentiert: „Geheimnis-Krämerei um Boni aus Steuergeld?“.
Der Beitrag beinhaltet noch viele weitere entlarvende Nicht-Kommentare von Politikern aller Couleur zum Thema Funktionszulage. Sie alle machen keine gute Figur, hinterlassen aber keinen so bleibenden Eindruck bei uns Zuschauern wie Klaus Kaiser.
Klaus Kaiser hat sich provozieren lassen. Zu stark die Geste der Getroffenheit, der Überraschung, zu heftig der Angriff auf den Reporter, mit dem wir als Zuschauer längst eine Allianz gebildet haben.
Die Rechnung des Reporters ist aufgegangen: Dem Hund mal einen Tritt verpassen und schauen, was passiert. Denn getroffene Hunde bellen und zwar laut.
Was hätte Herr Kaiser besser machen können? Am besten drei Regeln beachten:
Kathrin Adamski