In der Ruhe liegt die Kraft – klare Positionen, nicht immer klare Aussagen
Prof. Dr. Katrin Prüfig, 09.07.2017
Grauer Schnauzbart, graues Haar, dezente Brille – nein, der Typ „Rockstar“ unter den Parteien- und Wahlforschern ist Oskar Niedermayer nicht. Wenn er am Rande der Parteitage von AfD und zuletzt den Grünen das Geschehen und die Entscheidungen kommentiert, dann wirkt er ruhig, sachkundig, wie ein Fels in der Brandung. Und die Brandung, das ist beim AfD-Parteitag der Reporter von Phoenix, dessen Worte sich fast überschlagen. Der auch mal Dreifach-Fragen stellt, hektische Co-Referate hält, im Grunde nervt. Niedermayer bleibt gelassen. Er steht solide, als hätte er vor dem Mikrofon seinen Anker geworfen. Seine Antworten sind - trotz des Fragen-Wirrwarrs – gut strukturiert. Immer wieder betont er zum Beispiel „das eine“ und „das andere“. Deutlich hörbar ist das weiche „s“ des gebürtigen Odenwälders oder das „sch“, wo eigentlich nur ein „ch“ hingehört: Das macht den Professor gleich weniger professoral.
Die hessischen Anklänge machen allerdings eins nicht wett: den Eindruck eines distanzierten, doch nicht komplett involvierten Gesprächspartners. Als Zuschauer hört man ihm zu, das Sprechtempo ist angenehm, die Worte sind gut gewählt. Und dennoch. Es spricht der über den Dingen stehende Experte, nicht der Mensch Oskar Niedermayer. Woran liegt das? Drei Punkte fallen dazu auf:
Meine Überzeugung: Gleichförmige Sprechweise und Wortwahl hängen eng zusammen mit dem so genannten Involvement – der inneren Beteiligung. Würde der Wissenschaftler sich öfter mal ein „ich“ trauen, käme sicher auch mehr Lebendigkeit in die Stimme, wäre er mehr involviert. Statt „muss man sagen“ – „finde ich wichtig“. Ein kleiner Schritt zu mehr Präsenz.
Der BMTD ist unabhängig, überparteilich und ausschließlich der professionellen Kommunikation verpflichtet. Die Auswahl der Interviewpartner und ihrer Zitate sowie die entsprechenden Bewertungen erfolgen ausschließlich nach den BMTD-Empfehlungen für einen erfolgreichen Auftritt und sind deswegen kein Ausdruck einer politischen Richtung.
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