Videokonferenzen und virtuelle Interviews gehören inzwischen zum Alltag. Leider, möchte man sagen, denn manches, was über die Leitung kommt, ist gruselig. Da der visuelle Eindruck einen nennenswerten Teil von Wirkung und Botschaft ausmacht, ist hier noch deutlich Aufholbedarf.
Dr. Katrin Prüfig, 21.07.2020
Hier sehen Sie drei Screenshots aus aktuellen Nachrichtensendungen, in denen das digitale Interview derzeit fest zum Repertoire gehört.
Nur einer hat sich annähernd visuelle Rahmenbedingungen geschaffen, die für dieses Format taugen. Schauen wir uns das mal genauer an:
Screenshot A
Screenshot B
Screenshot C
Ein Blick hinter die Kulissen: Als wir 2008 im Infokanal „Tagesschau24“ die ersten Skype-Interviews führten, kam das für die klassische
Tagesschau in der ARD nicht in Frage. Zwar waren es per Skype „preiswerte“ Interviews, weil Leitungskosten entfielen. Aber technisch und
visuell entsprachen sie nicht den Qualitätsvorstellungen der ARD. Völlig zu Recht, wie sich auch jetzt im Verlauf der Corona-Pandemie oft
zeigt. Einziger Unterschied zu früher: Jetzt sind die Entgleisungen auch um 20 Uhr in der ARD zu sehen sind. Denn viele Gesprächspartner
kümmern sich nicht um das, was ein digitales Interview professionell wirken lässt: Licht, Hintergrund und Augenhöhe.
Das kennen Sie vielleicht schon aus der Fotografie: Nie ins Gegenlicht knipsen! Für gute Online-Interviews (UND virtuelle Meetings und Videokonferenzen gleichermaßen) suchen Sie sich bitte einen Platz mit Licht von vorn. Das kann ein Fenster sein, bei der Sie die Sonne nicht direkt von vorn haben. Oder es können auch zwei Lampen sein, eine von links vorn, eine von rechts vorn, damit es keinen Schlagschatten gibt. Die Bedingungen wie bei Screenshot A jedenfalls sind unzureichend, bei B und C geht es.
Sind Frank-Walter Steinmeier im Schloss Bellevue Flügel gewachsen? Und falls ja, warum nicht wenigstens gleichmäßige…? Der Hintergrund in Screenshot B wirft Fragen auf, vielleicht auch die Fragen nach dem Künstler, der dieses Bild gemalt hat. Oder die Frage, was es eigentlich zeigt. Und während wir im Kopf diese Fragen zu beantworten versuchen, ist die Botschaft des Präsidenten schon vorbei. Ich bin kein Fan von den virtuellen Hintergründen, die manche Videokonferenz-Anbieter zur Auswahl haben. Ich bin ein Fan davon, den Hintergrund „aufzuräumen“: kein Rennrad, keine Familienfotos, keine Umzugskisten und kein Plüschelefant bitte, wenn Sie erstgenommen werden wollen. Der Wissenschaftler in Screenshot C hat das ganz gut gelöst.
In der normalen Sitzposition schauen Sie vermutlich leicht nach unten auf den Bildschirm. Für Online-Interviews und -Meetings wollen Sie aber sicher nicht auf ihre Zuhörer*innen herabschauen, oder? Sie wollen im besten Sinne auf Augenhöhe sein und nicht von oben herab sprechen. Also: Rauf mit der Kamera bzw. mit dem Laptop oder Bildschirm. In Screenshot B ist das gelungen, bei den anderen beiden sieht man zu viel von der Decke – ein sicheres Zeichen, dass die Kamera zu sehr von unten filmt. Am einfachsten ist es, das Laptop für die Dauer des Gesprächs oder des Online-Meetings zum Beispiel auf einen Stapel Druckerpapier zu stellen. Oder auf ein großes, dickes Buch. Tippen ist dann schwieriger, aber davon rate ich im Interview sowieso ab... ;-)
Drehstühle und orthopädische Wippstühle sind toll. Nur nicht für die Minuten des Interviews. Genauso, wie Sie für ein Präsenz-Interview still stehen sollten, müssen Sie für das Online-Interview still sitzen. Und das fällt auf beweglichen Stühlen schwer. Am besten ist es ohnehin, wenn Sie – sofern möglich – an ein Pult gehen oder Ihren Schreibtisch hochfahren. Denn im Stehen denkt es sich besser!
Es kostet nicht viel (Einsteigermodelle gibt es für unter 100 Euro) und lohnt sich enorm für alle virtuellen Gespräche, Meetings und Konferenzen: ein gutes, externes USB-Mikrofon. Ihre Stimme klingt dadurch klarer, wärmer und weniger blechern. Raumgeräusche werden in Teilen rausgefiltert.
Der Experte in Screenshot C ist übrigens am besten ins Bild gesetzt, auch wenn die Kamera gern noch etwas auf Augenhöhe hochgesetzt werden könnte.
Der BMTD ist unabhängig, überparteilich und ausschließlich der professionellen Kommunikation verpflichtet. Die Auswahl der Interviewpartner und ihrer Zitate sowie die entsprechenden Bewertungen erfolgen ausschließlich nach den BMTD-Empfehlungen für einen erfolgreichen Auftritt und sind deswegen kein Ausdruck einer politischen Richtung.
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