Dr. Katrin Prüfig, 12.02.2021
Vergangene Woche erhielt ich eine Einladung zu Clubhouse. Moment, das ist doch diese neue Plattform, auf der Bodo Ramelow das - Zitat - „Merkelchen“ beleidigt hat. Auf der er verraten hat, wie viele Level beim Handy-Spiel Candy Crush er in der Corona-Runde der Ministerpräsidenten schafft. Genau – DAS Clubhouse.
Foto: Dr. Katrin Prüfig
Super, dachte ich, das will ich hören. Ein Kanal ohne Fotos, Likes, Tweets - und ohne Video! Das heißt, niemand muss vorher in die Maske. Niemand muss schauen, dass er gut ausgeleuchtet vor seinem Laptop sitzt. Niemand muss durchgängig Interesse zeigen. Ein Medium wie gemacht für diese Zeit, wo die meisten schon zu lange nicht mehr beim Friseur waren. Auf Clubhouse gilt das gesprochene Wort – und ob ich da im Anzug mitrede oder im Schlafanzug – das hört doch keiner.
Das sehe ich anders. Gemütliche Kleidung hört man zwar nicht unmittelbar in der Stimme. Aber einen Effekt hat sie doch: Sie verführt zum Plaudern. Das Informelle der Kleidung unterstützt das Informelle des Austausches. Wir sind in Jogginghose oft nicht so fokussiert und konzentriert, wie im dienstlichen Outfit. In unserer Arbeits-„Rüstung“.
Und wenn wir es uns für Clubhouse sogar noch auf dem Sofa gemütlich gemacht haben, ist die Versuchung noch größer. Die Grenze zwischen persönlichem Austausch und privaten Details verschwimmt schneller. Spätestens dann höre ich es auch in der Stimme, dass es hier kuscheliger wird und es nicht mehr auf jedes Wort ankommt. Je später der Abend, desto kuscheliger.
Darauf setzt Clubhouse natürlich, das wollen die Teilnehmenden – und es ist so lange okay, wie es jedem Redner bewusst ist: Auch Clubhouse ist eine öffentliche Veranstaltung. Wenn sich Bodo Ramelow oder Manuela Schwesig in einer Gruppe äußern, ist das ein öffentlicher Auftritt. Ein Auftritt auf einer Hör-Bühne. Dann wirkt es sympathisch und nahbar, wenn auch mal etwas Persönliches erzählt wird. Nur sollte bitte niemand annehmen, dass die privatesten Äußerungen behandelt werden als wären sie streng vertraulich. Das ist noch nicht mal in DEN Gruppen der Fall, die sich mit der Pflege exotischer Pflanzen beschäftigen oder mit lustigen WG-Erlebnissen.
Wer auf Clubhouse wirkungsvoll kommunizieren will, sollte das beherzigen, was im digitalen Raum ohnehin gilt: Es muss kürzer – relevanter – emotionaler sein.
Kürzer bedeutet: Schneller auf den Punkt, nicht jedes Detail, nicht noch das fünfte Argument. Und nicht die x-te Wiederholung für diejenigen, die später dazugekommen sind. Kürzer bedeutet auch, kürzere Sätze. Einfacher Satzbau. Mit hörbaren Punkten am Ende des Gedankens.
Relevanter bedeutet: Das, was mir wirklich wichtig ist, vertrete ich kraftvoll und mit Nachdruck. Unwichtiges lasse ich weg, oder bringe es im Vier-Ohren-Gespräch.
Emotionaler bedeutet: Ich möchte hören, was ich spüren soll. Wie sind bestimmte Worte, bestimmte Gedanken gemeint – sollen sie motivieren oder beruhigen? Soll ich mit mitfreuen oder mitärgern? Die Varianz der Stimme und Sprache bietet uns hier viele Möglichkeiten. Die wenigsten davon schöpfen wir aus.
Bitte immer dran denken: Wir haben in den digitalen Kanälen nur reduzierte Möglichkeiten der Kommunikation, selbst dann, wenn die Webcam dabei ist. Die Körpersprache ist reduziert, Blickkontakt ist schwierig, die Hände als Ausdrucksmittel kann man nur bedingt mit ins Spiel bringen. Dadurch liegt unsere Kommunikation im Schwerpunkt „auf der Tonspur“. Auf dem, was wir sagen – und wie wir es sagen. Erst recht bei Clubhouse.
Der BMTD ist unabhängig, überparteilich und ausschließlich der professionellen Kommunikation verpflichtet. Die Auswahl der Interviewpartner und ihrer Zitate sowie die entsprechenden Bewertungen erfolgen ausschließlich nach den BMTD-Empfehlungen für einen erfolgreichen Auftritt und sind deswegen kein Ausdruck einer politischen Richtung.
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