BMTD SPEZIAL WAHL 25

Hier kann Merz Kanzler


Wie die beiden Kandidaten mit ungewohntem Publikum umgehen: Kannste (nochmal) Kanzler bei SAT1

Katja Schleicher, 13.02.2025

Quelle aller Fotos auf dieser Seite: Screenshots SAT.1 /Joyn


Tolles Format, Kinder gehen ja immer und machen alles frischer. Schön wäre gewesen, wenn die Kategorien und die Spiele der beiden Kandidaten direkt hintereinander geschnitten worden wären. So war es erst Scholz, der auch bei den Kindern, nun ja, eben Olaf Scholz blieb und erst lange nach dem Sandmännchen kam Friedrich Merz dran.


Spannend zu sehen, wie (un)befangen sie mit der Unbefangenheit der Kinder umgehen (auch wenn die von Redseven gecastest und vorbereitet waren, als ob es um Deutschlands nächsten Superstar ginge... ) Um hier mit der Tür ins Haus, äh, ins Klassenzimmerz zu fallen: Wenn es um den Kontakt zu den Kindern geht, liegt Merz um Meilen vorn. Er ist viel leichter in der Lage, sich ins Gespräch zu stürzen - und tut es auch mit offensichtlicher Freude. Also ich meine: Merz etwas mit Freude tun sehen, das hat auch mein Herz ein wenig geöffnet...


Scholz nimmt in seinen Antworten kaum Bezug auf die Lebenswelt der Kinder oder bringt Beispiele für seine Erklärungen. Beide sind freundlich, natürlich. Beide wollen. Aber Scholz kommt nicht einen Zentimeter raus aus sich selbst und das ist eben schade. Hier vergisst der Politiker von heute, den Wählern von Morgen nahe zu kommen. Mensch, Olaf, sprich doch mit den Kindern, und nicht über sie hinweg. Das wird besonders auffällig, wenn es um Persönliches geht, wie beispielsweise die Frage nach dem Unterschied zwischen den beiden Kandidaten.


Selbst im authentischsten Moment – er erzählt die Geschichte mit der Augenklappe – erklärt er, statt die Kinder erleben zu lassen, was ihm durch den Kopf ging... Das Kind in mir hätte sich gewünscht, dass er als Pirat mit Augenklappe antwortet. Aber Olaf bleibt auch hier (nur) Olaf.
Besonders fällt das bei der Fotoübung ins Gewicht: nur mimisch auf ne Frage antworten. Bei Olaf Scholz sehen alle Bilder fast gleich aus, egal ob er nun nach der AfD oder nach einem Lottogewinn gefragt wird.


Körpersprachlich sehr klug und für den – sehr langen – Friedrich Merz wichtig – sofort hinsetzen, um mit den Kindern auch körperlich auf Augenhöhe kommen.


Ganz toll aus der Perspektive des Trainers: Merz bleibt während der ganzen Zeit im Konversations-Ton. Er doziert nicht, erklärt so kindgemäß wie möglich. Mit Augenkontakt. Mit Feedback-Fragen. Und daraus entsteht etwas sehr Wertvolles: Konversations-Intelligenz. Eine wichtige Qualität für jeden öffentlichen Auftritt – und in Wahlkampf-Zeiten nochmal essentieller.


Drei Aspekte seien besonders hervorgehoben:

  • Merz nutzt das vielleicht einfachste kommunikative Mittel: Den Namen des Gegenübers. Er spricht die Kinder völlig selbstverständlich mit ihrem Namen an. So einfach, um in Kontakt zu kommen. So wirkungsvoll.
  • Menschensprache sprechen (über die deutsche Verteidigungs-Position): “Die sind so stark, die greifen wir besser mal nicht an.” (über Steuern): “Geld, das ihr irgendwann zurückzahlen müsst…” (über den Krieg mit der Ukraine): “Schau mal, wir sind jetzt 75 Jahre im Frieden.”
  • Konversation entwickelt sich eben auch, wenn ich mal eine Rückfrage stellen oder auch eine zum Verständnis: “Was arbeiten denn Deine Eltern?”

  • Für Medien-Arbeit und Public Speaking lässt sich wieder deutlich ableiten, wie wichtig der Kontext, das Setting und das der Bezug zum Publikum sind. Dessen Sprache zu sprechen, ohne sich mit ihm gemein machen zu müssen. Egal, ob im Bundestag, bei der eigenen Belegschaft oder aber den künftigen Wählern.

    Wer leichter mit dem Publikum in Kontakt kommt, öffnet die Tür schneller und leichter für seine Inhalte. Da konnte Merz zumindest bei den Sat1-Kids viel besser Kanzler.

    Autorin

    BMTD

    Katja Schleicher

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